Bereits im Jahr 2012 besuchte ich während eines Berlinaufenthalts die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg.
Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 errichtet, 1945 waren über 200.000 Menschen inhaftiert. Unter ihnen befanden sich politische Gegner des NS-Regimes, Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch oder biologisch minderwertig erklärten Gruppen wie Juden, Sinti und Roma oder „Homosexuelle“ Verfolgte. Zehntausende Häftlinge kamen im Konzentrationslager Sachsenhausen durch medizinische Versuche, Zwangsarbeit, Hunger, Krankheiten oder Misshandlungen ums Leben oder wurden Opfer der systematischen Vernichtungsaktionen.
Bereits um 9 Uhr kam ich Oranienburg an und war an diesem Tag der erste Besucher der Gedenkstätte. Das beklemmende Gefühl, was mich den gesamten Aufenthalt begleitete, stellte sich bereits beim Entlanggehen der Lagerstraße ein, die Straße, auf der die Häftlinge in das Lager getrieben wurden. Links herum knickte der Weg dann ab in Richtung Eingang zum Konzentrationslager. Hinter dem Tor öffnete sich dann der Appellplatz mit den Baracken, Wachtürmen und dem großen Mahnmal der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte“ im Hintergrund.
Ich stand alleine auf dem Platz, die Sonne brannte bereits am frühen Morgen und der blaue Himmel strahlte. Trotz des schönen, warmen Wetters wirkte die gesamte Szenerie erdrücken und trotz der Weite des Geländes beklemmend. Ich wollte diesen Ort, der an das Schlimmste erinnert, wozu Menschen fähig sind, acht Jahre nach meinem ersten Besuch fotografisch erkunden und das mit meiner Kamera festhalten, was auf diesen Ort geworden ist. Ein Ort der Stille, des Gedenkens und des Erinnerns an das dunkelste Kapitel unseres Landes.
Trotz der Stille, die an diesem Morgen über der Gedenkstätte lag, und die Sonne warm vom Himmel schien, lang ebenso eine erdrückende Decke des Grausamen über dem Gelände. Langsam ging ich die Wege auf und ab, lief durch die Baracken und ließ die Szenerien auf mich wirken. Nach einer gewissen Zeit, ohne auch nur ein Foto zu machen, wurde mir eines klar und deutlich. Trotz der langen Zeit, die seit den Gräueltaten vergangen ist, ist das Böse und Unmenschliche immer noch allgegenwärtig und spürbar.

Sachsenhausen, Stacheldraht 01, Oranienburg 2019

Sachsenhausen, Pathologie 01, Oranienburg 2019

Sachsenhausen, Eingang, Oranienburg 2019

Sachsenhausen, Galgen, Oranienburg 2019
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